Alle Fotos: Petra Bruder

Let’s talk about feminism: Die feministischen Generationendialoge

Mit dem Ziel, unter­schied­li­che Gene­ra­tio­nen der femi­nis­ti­schen Bewe­gun­gen mit ihren viel­fäl­ti­gen Per­spek­ti­ven und Kämp­fen in Frank­furt am Main zusam­men­zu­brin­gen, ver­an­stal­te­te das Frau­en­re­fe­rat die femi­nis­ti­schen Gene­ra­tio­nen­dia­lo­ge. In Koope­ra­ti­on mit der Hein­rich-Böll-Stif­tung Hes­sen sowie dem Cor­ne­lia Goe­the Cen­trum. Unter­stützt vom His­to­ri­schen Muse­um Frank­furt, dem Amt für mul­ti­kul­tu­rel­le Ange­le­gen­hei­ten, dem Künst­ler­haus Mou­son­turm, der Evan­ge­li­schen Aka­de­mie Frank­furt und dem Frau­en­be­geg­nungs­zen­trum EVA.

Der Zuspruch war über­wäl­ti­gend: Über 300 Anmel­dun­gen, mehr als 500 Likes auf Face­book und 70 Referent*innen.

Das Tagungs­pro­gramm ist hier zu finden.

Das Auf­takt­po­di­um im His­to­ri­schen Muse­um lud unter­schied­li­che Gene­ra­tio­nen und Posi­tio­nen zur Aus­ein­an­der­set­zung und Begeg­nung ein. Inter­es­sant waren dabei vor allem bio­gra­fi­sche Spu­ren, Momen­te der Poli­ti­sie­rung und Stra­te­gien der Mobi­li­sie­rung. Es kamen zu Wort: Frau­en* aus Insti­tu­tio­nen und Grup­pen, Frau­en der zwei­ten Frau­en­be­we­gung, sowie Initia­ti­ven von Frau­en* of colour oder Selbst­or­ga­ni­sa­tio­nen von Migrant*innen.

Eine Erkennt­nis für die ver­schie­de­nen anwe­sen­den Gene­ra­tio­nen war: die Pro­test­ak­tio­nen auf der Stra­ße, im pri­va­ten, und beruf­li­chen Leben sind sehr wich­tig für die Sicht­bar­keit und Reich­wei­te der For­de­run­gen, aber Fort­schrit­te kön­nen nur durch die ergän­zen­de Arbeit in Gre­mi­en und Insti­tu­tio­nen erfolgen.

Zitat aus dem Work­shop „Poli­ti­sche Partizipation“

Statt die eige­nen Kämp­fe inner­halb der Insti­tu­tio­nen zu füh­ren, ist es viel wich­ti­ger, sich auto­nom außer­halb der Kul­tur­in­sti­tu­tio­nen zu orga­ni­sie­ren. Wenn wir als Bewe­gung groß wer­den und gemein­sam soli­da­ri­sche Pra­xen und Alli­an­zen initi­ie­ren, müs­sen wir nicht mehr in vie­len, klei­nen Split­ter­grup­pen agie­ren, son­dern kön­nen gemein­sam mehr bewirken.

Zitat aus dem Work­shop „Kunst, Revol­te, Allianzen“

Tag zwei griff The­men des Vor­abends wie „Exis­tenz­si­che­rung“, „Que­er­ver­bin­dun­gen“ „Poli­ti­sche Par­ti­zi­pa­ti­on“ oder „My body my choice“ auf und schuf Raum für inhalt­li­che Dis­kus­si­on und Ver­tie­fung in Work­shops oder Foren an den unter­schied­li­chen Ver­an­stal­tungs­or­ten wie dem EVA oder Evan­ge­li­schen Akademie.

Eini­ge Ein­drü­cke aus den Work­shops fin­den Sie hier: geschrie­ben von Stipendiat*innen der Hein­rich-Böll-Stif­tung, vom Frau­en­re­fe­rat zusammengefasst.

Existenzsicherung

Der Kampf um die Selbst­be­stim­mung der Frau zieht sich durch alle gesell­schaft­li­chen Teil­be­rei­che. Die selbst­stän­di­ge Exis­tenz­si­che­rung in Zei­ten von pre­kä­ren Beschäf­ti­gungs­ver­hält­nis­sen und unsi­che­ren Ren­ten nimmt dabei eine zen­tra­le Rol­le ein. Der Work­shop wid­me­te sich die­sem The­ma mit einer Podi­ums­dis­kus­si­on und einer anschlie­ßen­den Fra­ge­run­de Die ers­te Refe­ren­tin Dr. Mecht­hild Veil erläu­ter­te die Etap­pen frau­en­po­li­ti­scher Pha­sen und setz­te so das gesell­schafts­po­li­ti­sche und juris­ti­sche Set­ting, in dem ver­schie­de­ne Gene­ra­tio­nen von Feminist*innen arbei­te­ten, begin­nend mit Art. 3 GG vs. Wei­ma­rer Ver­fas­sung, tarif­li­chen Lohn­ab­schlä­gen, Refor­men im Ehe- und Fami­li­en­recht, Erzie­hungs­ge­setz, Aner­ken­nung von Kin­der­er­zie­hungs­zei­ten im Ren­ten­recht, Teil­­zeit- und Befris­tungs­ge­setz, bis zum Eltern­geld 2007. Dem hat­te die zwei­te Refe­ren­tin, Autorin und Blog­ge­rin Ant­je Schrupp, eine radi­ka­le Kapi­ta­lis­mus­kri­tik ent­ge­gen­zu­set­zen, da für sie die Abhän­gig­keit vom Ehe­mann nicht durch die Abhän­gig­keit vom Kapi­ta­lis­mus aus­ge­tauscht wer­den dür­fe. Der Fokus ihrer Vor­red­ne­rin auf Arbeits­markt­plat­zie­rung grei­fe zu kurz und ins­be­son­de­re das Eltern­geld spie­le wohl­ha­ben­de gegen sozi­al­öko­no­misch schlech­­ter-gestel­l­­te Frau­en* aus. Wei­ter­hin eröff­ne­te sie eine inter­sek­tio­na­le Per­spek­ti­ve auf Pay Gaps, da für sie der Gen­der Pay Gap zusam­men mit ande­ren Pay Gaps gedacht wer­den müs­sen. Das Ziel des Femi­nis­mus müs­se es sein Exis­tenz­si­che­rung getrennt von Employa­bi­li­ty zu den­ken.  Die drit­te Refe­ren­tin Kat­rin Rose­ma­rie Bie­ber berät Frau­en*, die von der Haus- und Sor­ge­ar­beit in Erwerbs­tä­tig­keit umstei­gen wol­len und ergänz­te die Debat­te dahin­ge­hend, dass es neben den finan­zi­el­len Aspek­ten auch um die per­sön­li­che Selbst­ver­wirk­li­chung der Frau­en* gehe. Die vier­te Refe­ren­tin Hei­ke Gum­pert forscht im Bereich „Auf­wer­tung von Frauen*arbeit“. Durch die­sen wis­sen­schaft­li­chen Beleg gewann die For­de­rung nach gerech­ter Bezah­lung für gleich­wer­ti­ge Arbeit mehr Durch­schlags­kraft, auch wenn bis heu­te die Imple­men­tie­rung wir­kungs­vol­ler Instru­men­te fehlt. Die fünf­te Refe­ren­tin Uni­ca Peters berät Frau­en* zum The­ma Start-ups, um der struk­tu­rel­len Benach­tei­li­gung in tra­di­tio­nel­len Unter­neh­men durch den Weg in die Selbst­stän­dig­keit zu ent­kom­men und die Start-up Sze­ne zu diver­si­fi­zie­ren. Vor allem die Ver­ein­bar­keit von Arbeits­zeit und Kin­der­er­zie­hung stel­le in der Selbst­stän­dig­keit einen gro­ßen Vor­teil dar. Die letz­te Refe­ren­tin, Nadia Qani, grün­de­te einen kul­tur­sen­si­blen Pfle­ge­dienst, nach­dem sie auf dem deut­schen Arbeits­markt nach ihrer Flucht aus Afgha­ni­stan kei­nen Anschluss fand. Ihr lie­ge vor allem die beruf­li­che Wei­ter­bil­dung ihrer Mitarbeiter*innen am Her­zen und so för­dert sie etwa 300 Migrant*innen bereits vor ihrem Sta­tus­be­scheid. Die Refe­ren­tin­nen* reprä­sen­tier­ten somit unter­schied­li­che Ansät­ze, wie Frau­en* empowert wer­den kön­nen, und wie­sen ver­schie­de­ne Pro­blem­fel­der aus, deren kon­se­quen­te Bear­bei­tung für die Been­di­gung struk­tu­rel­ler Dis­kri­mi­nie­rung und selbst­stän­di­ge Exis­tenz­si­che­rung unent­behr­lich ist.

Im zwei­ten Teil wur­de der Aus­tausch zwi­schen Podi­um und Publi­kum eröff­net. Essen­zi­ell war immer wie­der die Fra­ge, ob es über­haupt erstre­bens­wert sei, sich mit den eige­nen Res­sour­cen in ein männ­lich kon­no­tier­tes und kapi­ta­lis­ti­sches Sys­tem zu bege­ben und die­ses dann mit der eige­nen Arbeits­kraft zu unter­stüt­zen. Ein wei­te­res Dis­kus­si­ons­the­ma beschäf­tig­te sich mit der Aner­ken­nung von Care-Arbeit. Hier bestand Kon­sens dar­in, dass die­se Arbeit mehr Wert­schät­zung ver­dient, die in der Logik des kapi­ta­lis­ti­schen Sys­tems mit Ent­loh­nung ein­her­ge­hen muss. Zudem ging es in der Dis­kus­si­on oft um das The­ma Selbst­stän­dig­keit und Unter­neh­mens­grün­dung. Das Publi­kum kri­ti­sier­te, dass Arbeiter*innen und Men­schen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund oft­mals aus der Debat­te aus­ge­schlos­sen würden.

– von Ali­na Klehr und Karo­lin Kolbe

Her mit dem guten Leben

Der Work­shop umfass­te ver­schie­de­ne Aspek­te und Dimen­sio­nen des The­mas Care-Arbeit. Zum Ein­stieg spiel­ten die Teil­neh­men­den das „Care-Bin­­go“ vom Netz­werk Care­Re­vo­lu­ti­on. Auf die­se Wei­se wur­de sich spie­le­risch dem Begriff des  „guten Lebens“ genä­hert und her­aus­ge­ar­bei­tet, wofür die­ser steht. Durch die Neben­ein­an­der­stel­lung wich­ti­ger Bestand­tei­le des „guten Lebens“ wur­de die struk­tu­rel­le Dimen­si­on die­ser ver­meint­lich pri­va­ten Gege­ben­hei­ten deut­lich. In Klein­grup­pen dis­ku­tier­ten die Teil­neh­men­den anschlie­ßend den Text „Femi­nis­ti­sche Kri­tik an Erwerbs­ar­beit und am Arbeits­be­griff“[1]. Anschlie­ßend folg­ten zwei fron­ta­le Input­vor­trä­ge zu den The­men „Über­blick zum Care-Dis­­kurs in femi­nis­ti­schen Bewe­gun­gen und Theo­rien“ (Jan Wet­zel) sowie „Femi­ni­sie­rung und Kolo­nia­lis­mus von Arbeit“ (Encar­na­ción Gut­iérrez Rodrí­guez). Abschlie­ßend folg­te eine Dis­kus­si­on­zwi­schen Refe­rie­ren­den und Teil­neh­men­den, die von Anna Kel­ler­mann (Amt für Mul­ti­kul­tu­rel­le Ange­le­gen­hei­ten, LSBTIQ-Stel­­le) mode­riert wurde.

Zen­tral für die gesam­te Dis­kus­si­on war die Fra­ge in wel­chem Ver­hält­nis Eman­zi­pa­ti­on und Arbeit ste­hen?Im Kon­text des­sen wur­de dar­über dis­ku­tiert, ob Eman­zi­pa­ti­on erreicht ist, wenn Frau­en* ent­lohn­te, öffent­lich sicht­ba­re Erwerbs­ar­beit und Kar­rie­re machen? Damit dies mög­lich ist, müs­sen unter ande­rem fol­gen­de For­de­run­gen erfüllt sein: Chan­cen­gleich­heit in Aus­bil­dung und beruf­li­chem Auf­stieg, Ver­ein­bar­keit von Beruf und Fami­lie, Kol­lek­ti­vie­rung von Erzie­hungs­ar­beit, fle­xi­ble Arbeits­zei­ten, Mög­lich­keit zur Heim­ar­beit, kin­der­freund­li­che Gestal­tung der Arbeits­plät­ze, Ver­kür­zung der ent­lohn­ten Arbeits­zeit, Lohn­gleich­heit von Män­nern und Frau­en*. Fest­stell­bar ist eine Ten­denz der Eman­zi­pa­ti­on wei­ßerFrau­en durch Kar­rie­re in sicht­ba­rer Lohn­ar­beit, bei gleich­zei­ti­ger Ras­si­fi­zie­rung von Care-Arbeit, die wei­ter­hin gering­ge­schätzt und schlecht ent­lohnt ist. Somit ist Care-Arbeit als Teil geschlechts­spe­zi­fi­scher, ras­si­fi­zier­ter gesamt­ge­sell­schaft­li­cher Arbeits­tei­lung zu ver­ste­hen. Dar­an schloss die Fra­ge an, ob Eman­zi­pa­ti­on durch die Auf­wer­tung femi­ni­sier­ter, ras­si­fi­zier­ter Arbeit statt­fin­den kann? Not­wen­dig wäre in die­sem Sin­ne ein trans­for­ma­ti­ver Pro­zess hin zu einer Gesell­schaft, die Car-Arbeit als zen­tral für ihr Bestehen ansieht. Das dicho­to­me Ver­ständ­nis von Pro­­duk­­ti­ons- und Repro­duk­ti­ons­ar­beit muss dazu auf­ge­bro­chen wer­den: Wenn nie­mand wäscht, kocht, abspült, putzt, Kin­der und Pfle­ge­be­dürf­ti­ge pflegt und sozia­le Bezie­hun­gen auf­recht erhält, sind die Grund­vor­aus­set­zun­gen nicht gege­ben die man benö­tigt, um Lohn­ar­beit nach­ge­hen zu kön­nen. Damit ein­her­ge­hen­de For­de­run­gen sind bei­spiels­wei­se: Aner­ken­nung und Auf­wer­tung von Sor­ge­ar­beit und Care-Ethik, Lohn für Haus­ar­beit, Hausfrauen*streik, bezahl­ter Hausfrauen*tag, bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen in Care-Beru­­fen. Hier­bei besteht jedoch wei­ter­hin die Gefahr, dass Frau­en* auf klas­si­sche Care-Täti­g­kei­­ten fest­ge­schrie­ben wer­den, und Männer/Väter dies­be­züg­lich kei­ne Ver­ant­wor­tung über­neh­men. Care muss hin­ge­gen als com­mon carever­stan­den wer­den, nicht indi­vi­dua­li­siert, son­dern als gesamt­ge­sell­schaft­li­che Auf­ga­be. Zudem sind Arbeits­mo­ral und kapi­ta­lis­ti­sche Pro­duk­ti­vi­täts­lo­gik gene­rell zu hin­ter­fra­gen (Eman­zi­pa­ti­on von der Arbeit). Im Sin­ne einer Wer­te­de­bat­te gilt es zu hin­ter­fra­gen, war­um Men­schen sich so sehr über Arbeit und Pro­duk­ti­vi­tät defi­nie­ren und sich selbst oder ande­ren dem­entspre­chend Wert zusprechen.

[1]Scheele, Alex­an­dra (2009): Jen­seits von Erwerbs­ar­beit? Oder: Ein neu­er Ver­such, die rich­ti­gen Fra­gen zu fin­den. In: Kurz-Scherf, Ingrid et al.: Femi­nis­mus: Kri­tik und Inter­ven­ti­on. West­fä­li­sches Dampf­boot Müns­ter, S. 180–196

– von Miri­am Kruse

Kunst, Revolte, Allianzen

Der Work­shop bot einen Aus­blick über For­men und Aus­drü­cke femi­nis­ti­scher Kri­tik in der jewei­li­gen Arbeits­pra­xis von fünf Frau­en*, die im Frank­fur­ter Kul­tur­be­trieb tätig sind. Zu Beginn gab die Mode­ra­to­rin Eli­sa Liepsch (Künst­ler­haus Mou­son­turm) einen Über­blick der Sta­tis­ti­ken und Stu­di­en zu Frau­en* im Kunst‑, Kul­­tur- und Medi­en­be­trieb: Die­ser ist fast über­all män­ner­do­mi­niert. Seit #metoo habe sich jedoch eini­ges getan, unter ande­rem durch neue Räu­me der Arti­ku­la­ti­on, des Wider­stands und durch Bünd­nis­se, die von Men­schen, wie bei­spiels­wei­se den fünf Impulsgeber*innen, aktiv mit­ge­stal­tet wur­den. Die­se stell­ten sich mit ihrer Arbeit und ihren Pro­jek­ten vor: Katha­ri­na Pelo­si gehört zum femi­nis­ti­schen Kol­lek­tiv Swoosh Lieu. Die Mit­glie­der arbei­ten gemein­sam arbei­ten im Bereich der künst­le­ri­schen Tech­nik und erkämp­fen sich dort ihre Räu­me, um Frau­en* dort sicht­ba­rer zu machen. Es folgt Simo­ne Dede Ayivi, die als Autorin, Regis­seu­rin und Per­for­me­rin tätig ist. Sie zeig­te den Trai­ler ihres Pro­jekts First Black Woman in Space, in dem sie eine femi­nis­ti­sche, inter­sek­tio­na­le Per­spek­ti­ve for­ciert. Karo­la Gra­mann und Hei­de Schlüp­mann vom Ver­ein Kino­thek Asta Niel­sen e.V. schaf­fen mit ihrer Arbeit eine Platt­form für Frau­en* in der Film­ar­beit. Sie refe­rier­ten über ihr Anlie­gen die Film­ge­schich­te und Gegen­wart von Frau­en* in der Öffent­lich­keit sicht­ba­rer zu machen und bie­ten in ihrer Arbeit unter ande­rem ein les­­bisch-que­e­­res Film­pro­gramm an. Bár­ba­ra Car­val­ho ist Teil des Ant­agon Thea­ter Kol­lek­tivs sowie des Ver­eins Prot­agon e.V. Sie orga­ni­sier­te das Frauen*Theater-Festival in Frank­furt, das Teil des Mag­da­le­na Pro­jects ist, ein inter­na­tio­na­les Netz­werk für Frau­en* im zeit­ge­nös­si­schen Theater.

Zusam­men mit den Workshop-Teilnehmer*innen unter­schied­lichs­ter Gene­ra­tio­nen gin­gen die fünf Impulsgeber*innen der Fra­ge nach, wie gemein­sa­me Räu­me geschaf­fen wer­den kön­nen, um aus der Defen­si­ve her­aus­zu­kom­men? Die älte­re Gene­ra­ti­on merk­te an, dass es in den 70er Jah­ren leich­ter war, Räu­me für sich zu erkämp­fen und zu beset­zen. Außer­dem sei es wich­tig, Vor­bil­der für nach­kom­men­de Gene­ra­tio­nen zu lie­fern und gleich­zei­tig auch die Per­spek­ti­ve zu wech­seln und Räu­me für jün­ge­re Men­schen zu schaffen.

Kri­ti­siert wur­den von eini­gen Teilnehmer*innen den Fokus nicht nur auf die defen­si­ve Posi­ti­on zu legen, son­dern sich viel­mehr gegen­sei­tig zu bestär­ken und die gemein­sa­me Kri­tik zu kol­lek­ti­vie­ren. Wie also kön­nen die­se Kämp­fe im Kol­lek­tiv wei­ter­ge­führt wer­den? Statt die eige­nen Kämp­fe inner­halb der Insti­tu­tio­nen zu füh­ren, sei es viel wich­ti­ger, sich auto­nom außer­halb der Kul­tur­in­sti­tu­tio­nen zu orga­ni­sie­ren. Um als Bewe­gung groß zu wer­den und gemein­sam soli­da­ri­sche Pra­xen und Alli­an­zen zu initi­ie­ren, kön­ne man nicht mehr in vie­len, klei­nen Split­ter­grup­pen agie­ren, son­dern gemein­sam mehr bewir­ken. Dabei wur­de ange­merkt, dass das auch im Sin­ne von self-care zu ver­ste­hen sei. Es müs­se kri­tisch dar­über nach­ge­dacht wer­den, ob Feminist*innen ihre Ener­gie „in die Insti­tu­tio­nen geben“ oder nicht. Das Inter­es­se an kol­lek­ti­ven Arbeits­wei­sen und der Ver­net­zung unter­ein­an­der war groß. Eine Mög­lich­keit dafür bie­ten heut­zu­ta­ge die sozia­len Medi­en, in denen mar­gi­na­li­sier­te Grup­pen Sicht­bar­keit erlan­gen kön­nen. Gleich­zei­tig gibt es aber auch die Angst, gese­hen zu wer­den. Denn wer sich sicht­bar macht, macht sich mög­li­cher­wei­se zur Ziel­schei­be, ergab die Dis­kus­si­on. Trotz die­ser Beden­ken, wur­de die Not­wen­dig­keit einer Form von Radi­ka­li­sie­rung der jün­ge­ren Gene­ra­ti­on gefor­dert. Zuletzt wur­de noch­mals der Wunsch der Teilnehmer*innen nach einem gemein­sa­men Raum geäu­ßert, bei­spiels­wei­se ein Dach­ver­band als Platt­form für Aus­tausch und Vernetzung.

– von Lea She­rin Kübler

My body my choice

Der Work­shop bestand aus drei the­ma­ti­schen Blö­cken. Das ers­te The­ma, Ess­stö­run­gen, behan­del­ten das inter­ge­ne­ra­tio­na­le Duo des Frank­fur­ter Zen­trums für Ess-Stö­run­­gen, bestehend aus Katha­ri­na Ave­mann und Sie­grid Borse. Zen­tral für die Frau­en­be­we­gung war und ist das The­ma des­we­gen, da wei­test­ge­hend Mäd­chen* und Frau­en* von Ess­stö­run­gen betrof­fen sind. Die Aus­ein­an­der­set­zung mit den zugrun­de­lie­gen­den sozio­kul­tu­rel­len Bedin­gun­gen ist Teil der Arbeit des Zen­trums. Gera­de in Zei­ten des Inter­nets erhöht sich der Druck jun­ger Men­schen sich stän­dig per­fekt zu insze­nie­ren, was nicht sel­ten zu star­ken Belas­tun­gen führt. Ver­stärkt kon­zen­trie­ren sich die Referent*innen des­halb auf Prä­ven­ti­ons­pro­gram­me und Gesund­heits­er­zie­hung für Jugend­li­che. Anknüp­fen kön­nen die Mitarbeiter*innen stets an die Erfah­run­gen der Kolleg*innen vor­an­ge­gan­ge­ner Gene­ra­tio­nen. Ins­ge­samt liegt der Fokus heu­te jedoch nicht mehr nur auf der medi­zi­ni­schen Ver­sor­gung von Mäd­chen* und Frau­en* mit Ess­stö­run­gen, son­dern pri­mär auf der Prä­ven­ti­on. Außer­dem ist das The­ma heut­zu­ta­ge Teil eines gesell­schaft­li­chen Dis­kur­ses gewor­den, so die Referent*innen. Des Wei­te­ren refe­rier­ten Ave­mann und Borse über ihre the­ra­peu­ti­sche Arbeit und den zugrun­de­lie­gen­den Psy­cho­ana­ly­tik von Susie Orbach, die u.a. den Anti-Diät-Ansatz entwickelte.

Im zwei­ten Teil des Work­shops stell­te Ange­li­ka Zoll­mann die Arbeit des ehe­ma­li­gen Femi­nis­ti­schen Frau­en­ge­sund­heits­zen­trum(FFGZ) vor. Ziel der Gründer*innen war es Raum zur „Rück­erobe­rung des Wis­sens über den eige­nen Kör­per“ zu schaf­fen. In Selb­st­un­­ter­­su­chungs- und Selbst­er­fah­rungs­kur­sen bega­ben sich die Frau­en auf die Suche nach der eige­nen Iden­ti­tät. Stets Begriff das Zen­trum die eige­ne Arbeit auch als eine poli­ti­sche, indem sich z.B. klar gegen den §218 posi­tio­niert und ille­ga­le Abtrei­bungs­fahr­ten nach Hol­land orga­ni­siert und medi­al insze­niert wur­den. His­to­risch geht die Grün­dung des FFGZ auf die Frau­en­be­we­gung zurück. Die zu Grün­dungs­zei­ten noch akti­ven selbst­ver­wal­te­ten Struk­tu­ren wichen auf­grund der zuneh­men­den Pro­fes­sio­na­li­sie­rung und auch die Grup­pen­kon­zep­te wur­den durch Ein­zel­be­ra­tung ersetzt.  2013 wur­de das FFGZ geschlos­sen. Die 15 noch akti­ven Frau­en­zen­tren in Deutsch­land haben sich mehr und mehr zu Dienstleister*innen ent­wi­ckelt, die von öffent­li­chen Gel­dern abhän­gig sind, so Zoll­mann. Den­noch ist es wich­tig ihre Arbeit (vor allem gegen rechts) zu verteidigen.

Der drit­te Teil von Christel­le Nwen­d­­ja-Ngnou­b­am­­bu wur­de mit einer kri­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung mit weib­li­chen Schön­heits­idea­len ein­ge­lei­tet: Dünn, weiß, lang­haa­rig und makel­los, soll sie sein, die „Ide­al­frau“. Was es bedeu­tet die­sem Ide­al nicht zu ent­spre­chen, ken­nen wohl die meis­ten. Die Refe­ren­tin the­ma­ti­sier­te dies in Bezug auf dicke Frau­en*: Dicke Frau­en* wer­den auf­grund ihres Kör­pers oft als unge­sund, dumm oder nicht durch­set­zungs­fä­hig stig­ma­ti­siert. Die sich selbst als Fat­­po­­si­­ti­­ve-Bewe­­gung bezeich­nen­de Bewe­gung reagiert auf die­se Dis­kri­mi­nie­rung und möch­te dicke Men­schen dar­in bestä­ti­gen sich rich­tig, schön und wohl zu füh­len und gegen ein­di­men­sio­na­le Schön­heits­idea­le ankämpfen.

Abschlie­ßend kann fest­ge­hal­ten wer­den, dass der Zusam­men­hang zwi­schen einem unrea­lis­ti­schen, ein­di­men­sio­na­len Schön­heits­ide­al und dar­aus resul­tie­ren­den Ess­stö­run­gen und Dis­kri­mi­nie­run­gen dicker Men­schen deut­lich wur­de. Die Frau­en­be­we­gung befasst sich, damals wie heu­te, noch immer mit dem The­ma Kör­per und Selbst­be­stim­mung. An die Kämp­fe der Zwei­ten Frau­en­be­we­gung, die sexu­el­le Selbst­be­stim­mung vor­an­zu­brin­gen, knüpft die femi­nis­ti­sche Bewe­gung an, indem sie das The­ma auf Berei­che rund um die Begrif­fe Schön­heit und Aus­se­hen ausweitet.

– von Johan­na Zwingmann

Politische Partizipation

Unter der Mode­ra­ti­on von Mecht­hild M. Jan­sen kamen im Work­shop ver­schie­de­ne Gene­ra­tio­nen und Fel­der zum The­ma Par­ti­zi­pa­ti­on zu Wort. Judith Ale­ma, Dör­the Jung, Chris­tia­na Klo­se, Sinah Klo­cke­mann, Vertreter*innen der AF*LR sowie LejlaK­ur­ta­gic hiel­ten ein­gangs einen Input zum The­ma und dis­ku­tier­ten anschlie­ßend gemein­sam mit dem Publi­kum. Im Kon­text eines gene­ra­tio­nen­über­grei­fen­den Dia­lo­ges stand die Fra­ge wel­che poli­ti­schen Zie­le durch die Ers­te und Zwei­te Frau­en­be­we­gung erreicht wer­den konn­ten und inwie­fern sich die heu­ti­ge Frauen*bewegung im Kampf um poli­ti­sche Teil­ha­be mit alten und neu­en Her­aus­for­de­run­gen kon­fron­tiert sieht. Eine his­to­ri­sche Bilanz zeigt, Par­ti­zi­pa­ti­on von Frau­en* war und ist stets mit einer Raum­fra­ge ver­knüpft: Frau­en*, die sich außer­halb des ihnen zuge­schrie­be­nen Rau­mes (dem Pri­va­tem, Häus­li­chem) bewe­gen stell­ten schon immer eine poten­ti­el­le Gefahr für patri­ar­cha­le Struk­tu­ren und den­je­ni­gen, die von ihnen pro­fi­tie­ren, dar.

Für Feminist*innen der Zwei­ten Frau­en­be­we­gung stand im Kon­text des­sen die Fra­ge um eine Insti­tu­tio­na­li­sie­rung der Frau­en­be­we­gung im Fokus. Anfangs noch als reak­tio­när, patri­ar­chal und vom Natio­nal­so­zia­lis­mus durch­zo­gen abge­lehnt wur­de im Lau­fe der Zeit die Reprä­sen­tanz von Frau­en* durch Insti­tu­tio­nen zuneh­mend rele­van­ter. Par­ti­zi­pa­ti­on, so wur­de nun zuneh­mend betont, ist immer auch einem gewis­sen Macht­an­spruch ver­pflich­tet. Die­se Macht galt es im Zusam­men­hang mit der Finan­zier­bar­keit von femi­nis­ti­scher Öffen­t­­lich­keits- und Bil­dungs­ar­beit ein­zu­for­dern. Im Zuge die­ser Insti­tu­tio­na­li­sie­rung eta­blier­ten sich neben Frauen*räumen auch das Feld der femi­nis­ti­schen Mädchen*arbeit. Dies trug dazu bei, dass Gegen­räu­me und neue Ent­fal­tungs­mög­lich­kei­ten für Mäd­chen* geschaf­fen wur­den, die ein wich­ti­ges Mit­tel der poli­ti­schen Par­ti­zi­pa­ti­on von Mäd­chen* dar­stell­ten und noch immer darstellen.

Auch für die heu­ti­ge Frau­en­be­we­gung ist die Fra­ge um Teil­ha­be und poli­ti­sche Par­ti­zi­pa­ti­on noch immer zen­tral. Betont wird im Ver­gleich zu ver­gan­ge­nen Gene­ra­tio­nen die inter­sek­tio­na­le Per­spek­ti­ve: Femi­nis­mus ist que­er, anti­se­xis­tisch, anti­fa­schis­tisch und anti­ras­sis­tisch und hat somit stets das Inein­an­der­grei­fen ver­schie­de­ner Dis­kri­mi­nie­run­gen im Blick. Par­ti­zi­pa­ti­on heißt des­we­gen soli­da­risch sein und empowern­de Räu­me für allezu schaf­fen! Dazu zählt auch die Arbeit und das Enga­ge­ment für und mit Migrant*innen und geflüch­te­ten Frau­en*. Wich­tig ist es Räu­me zu schaf­fen, in denen sie gehört, gese­hen und geschätzt werden.

Aus den Kämp­fen und Erfah­run­gen, von denen die Referent*innen berich­te­ten, ging, trotz Unter­schie­den, her­vor, dass jede Gene­ra­ti­on von Feminist*innen zu ähn­li­chen Erfah­run­gen kommt: Pro­test­ak­tio­nen auf der Stra­ße, im pri­va­ten wie auch im beruf­li­chen Leben sind wich­tig um Sicht­bar­keit und Reich­wei­te zu errei­chen, wirk­li­che Fort­schrit­te kön­nen jedoch vor allem durch die ergän­zen­de Arbeit in Gre­mi­en und Insti­tu­tio­nen erfolgen.

Eben­falls fest­ge­hal­ten wer­den kann, dass sich poli­ti­sche Par­ti­zi­pa­ti­on von Frau­en* zwar nicht im Wahl­recht erschöp­fen soll­te, allein dies jedoch vie­len Frau­en* mit Migra­­ti­ons- oder Flucht­bio­gra­phie vor­ent­hal­ten bleibt. Zen­tral ist im Kon­text des­sen die Fra­ge wel­che Par­ti­zi­pa­ti­ons­for­men und alter­na­ti­ven Zugän­ge geschaf­fen wer­den kön­nen. Dabei spielt auch das Prin­zip „Augen­hö­he“ eine zen­tra­le Rol­le, wonach kei­ne Hier­ar­chien zwi­schen Feminist*innen ent­ste­hen soll­ten. Par­ti­zi­pa­ti­on muss immer wie­der neu defi­niert und in einen mul­ti­plen Aus­hand­lungs­pro­zess ein­ge­bun­den wer­den, der sowohl inner­halb als auch außer­halb von Insti­tu­tio­nen auto­no­me Gegen- und Gestal­tungs­räu­me einschließt.

– von Mela­nie Pel­aez Jara

Querverbindungen

Der Work­shop hat­te zum Ziel unter­schied­li­che Akteur*innen und Grup­pen an einen Tisch zu bin­gen. Dabei soll­te die eige­ne Arbeit und der jewei­li­ge Akti­vis­mus aber auch die all­ge­mei­ne Situa­ti­on (queer-)feministischer Arbeit von 1978 bis heu­te beleuch­tet und dis­ku­tiert wer­den. Zen­tral war dabei die Ver­bin­dung zwi­schen les­bi­scher, quee­rer und femi­nis­ti­scher Arbeit.

Im ers­ten Teil des Wirk­shops stell­ten alle Podiumsteilnehmer*innen ihre poli­ti­sche Arbeit vor, zen­tral war dabei ihr Zugang sowie ihre Erfah­run­gen des „Auf­ge­nom­men­wer­dens“ des Umfelds. Es folg­ten vier unter­schied­li­che bio­gra­fi­sche Erzäh­lun­gen, denen gemein war, dass per­sön­li­che Erfah­run­gen und Wahr­neh­mun­gen für die poli­ti­sche Arbeit ein Leben lang prä­gend sind. Für Ulri­ke Schmauch war die eige­ne Iden­ti­fi­ka­ti­on als les­bisch zen­tral für ihr femi­nis­ti­sches Enga­ge­ment. Simin Jam­poo­lad brach­te der Man­gel an femi­nis­ti­schen Migrant*innegruppen, man­geln­des Ver­ständ­nis und Dis­kri­mi­nie­rungs­er­fah­run­gen dazu eine eige­ne Grup­pe für Migrant*innen und Geflüch­te­te zu grün­den. Die Vertrete*innen der Fran­sen­bar woll­ten mit ihrem Ver­an­stal­tungs­for­mat eine que­er­fe­mi­nis­ti­sche Per­spek­ti­ve ver­wirk­li­chen und einen Raum schaf­fen. SUQ beton­ten, dass sie das Feh­len von Räu­men und einer anschluss­fä­hi­gen Grup­pe moti­vier­te eine eige­ne poli­ti­sche Grup­pe zu gründen.

Im zwei­ten Work­shop­teil ging es um die Fra­ge der Bedeu­tung von Orten und Räu­men. Einig­keit bestand bei den Teilnehmer*innen dar­in, dass auch heu­te noch für Frei­räu­me und Räu­me an sich gekämpft wer­den muss. Alle beton­ten, dass ihr Enga­ge­ment eng mit dem Kampf für Raum und Sicht­bar­keit ver­bun­den ist, jen­seits davon wie ihre Ein­stel­lun­gen und Blick­win­kel zu und auf Femi­nis­mus von­ein­an­der abwei­chen. SUQ, die Fran­sen­bar und Simin Jam­poo­lad übten deut­lich Kri­tik an bestehen­den Grup­pen, die zu sehr von wei­ßen Feminist*innen geprägt sei­en und dadurch eine inter­sek­tio­na­le Per­spek­ti­ve ver­mis­sen lie­ßen. Ulri­ke Schmauch führ­te aus, dass es unter­schied­li­che Betä­ti­gungs­räu­me gebe, vom Arbeits­platz, über pri­va­te Grup­pen bis zur Poli­tik, und, dass es wich­tig sei gleich­zei­tig in akti­vis­ti­schen Kon­tex­ten und poli­ti­schen Struk­tu­ren zu arbei­ten. Die Mode­ra­to­rin Ele­na Bar­ta (Amt für Mul­ti­kul­tu­rel­le Ange­le­gen­hei­ten) zeich­ne­te alle genann­ten, tat­säch­li­chen, aber auch abs­trak­te­ren Orte femi­nis­ti­scher, quee­rer und les­bi­scher Arbeit in eine Kar­te Frank­furts ein, um zu visua­li­sie­ren wie viel­fäl­tig und umfas­send das Enga­ge­ment in die­sem Bereich ist oder in his­to­ri­scher Per­spek­ti­ve gewe­sen ist.

Im drit­ten Teil dis­ku­tier­ten die Referent*innen unter­ein­an­der und mit dem Publi­kum. Dabei ging es u.a. um die Fra­ge, was es bedeu­tet que­er-femi­­nis­­tisch zu sein und zu arbei­ten, wel­che Abgren­zun­gen damit ein­her­ge­hen. Ulri­ke Schmauch stell­te ihre Sicht auf que­er-femi­­nis­­ti­­sche Arbeit im Unter­schied zu ihrer dif­fe­renz­fe­mi­nis­ti­schen Sozia­li­sa­ti­on in den 1970er Jah­ren dar. Dar­auf­hin schil­der­ten die ande­ren Teilnehmer*innen ihre Ver­ständ­nis­se des Queer-Feminismus.

Ins­ge­samt wur­de deut­lich, dass es seit den 1970er Jah­ren eine Ver­än­de­rung von Dif­fe­renz­fe­mi­nis­mus zu Que­er-Femi­­nis­­mus gege­ben hat, die nicht ohne „Ver­lus­te“ statt­ge­fun­den hat. Eine deut­li­che Dis­kre­panz zwi­schen den femi­nis­ti­schen Strö­mun­gen ist zu erken­nen, jedoch schei­nen struk­tu­rel­le und prag­ma­ti­sche Bünd­nis­se sinn­voll. Wäh­rend der Dif­fe­renz­fe­mi­nis­mus, klas­sisch gese­hen, weni­ger auf Inter­sek­tio­na­li­tät und der damit ein­her­ge­hen­den Zusam­men­ar­beit von Femi­nis­mus, Anti­dis­kri­mi­nie­rung und Anti­ras­sis­mus gesetzt hat, set­zen vie­le Grup­pen heu­te auf einen Femi­nis­mus, der nicht nur für wei­ße Frau­en* kämpft. Alle bio­gra­fi­schen Erzäh­lun­gen ver­deut­lich­ten, dass Femi­nis­mus nicht im Sin­gu­lar exis­tiert, his­to­ri­sche Ent­ste­hungs­kon­tex­te bis heu­te prä­gend sind und trotz aller Unter­schie­de Gemein­sam­kei­ten vor­han­den sind. Es zeig­te sich jedoch auch, dass die­se Dis­kre­panz weni­ger eine Fra­ge der Gene­ra­tio­nen ist, son­dern unter­schied­li­cher Posi­tio­nen und Sozialisierungen.

– von Anh Duong und Tim Veith

Your silence won’t protect you

Die Par­ty im Stu­die­ren­den­haus, einem femi­nis­tisch bedeu­ten­den Ort in Frank­furt, war der krö­nen­de Abschluss eines inten­si­ven und empowern­den Tages. Mit Unter­stüt­zung der Fran­sen­bar und den Mit den Dja­nes* Swoosh Lieu, Ms. hybree­di­ty uvm. tanz­ten rund 200 Gäs­te bis spät in die Nacht.

Auf sehr gro­ßes Inter­es­se stieß auch der World­ca­fé Brunch zum The­ma „Femi­nis­ti­sche (Gegen-) Öffent­lich­kei­ten“, der am drit­ten Tag statt­fand. Rund 150 Teilnehmer*innen nutz­ten die Gele­gen­hei­ten mit Son­ja Eis­mann vom Mis­sy Maga­zin, der Kaba­ret­tis­tin Idil Bay­dar oder Akti­vis­tin­nen wie Nabi­la Bushra und Nico­le von Horst dar­über zu dis­ku­tie­ren, wie femi­nis­ti­sche Per­spek­ti­ven in öffent­li­che Debat­ten gebracht und ver­an­kert wer­den können.

Begeis­tert waren die der Teil­neh­mend vor allem in Bezug auf den Aspekt der Viel­falt (sowohl in Bezug auf die Referent*innen, als auch The­men). Toll fan­den die Teilnehmer*innen außer­dem die Dis­kus­si­ons­kul­tur, die lebens­na­hen The­men, die tol­len anwe­sen­den Frau­en* und die abge­bil­de­te Diversität.

Chan­cen, die sich für die Teilnehmer*innen aus der Ver­an­stal­tung erge­ben sind an ers­ter Stel­le das Zurück­grei­fen auf Erfah­rungs­wer­te und das von­ein­an­der ler­nen. Eben­falls wer­den Aus­tausch und Dia­log als wich­ti­ge Chan­cen gese­hen. Eben­so wie die gegen­sei­ti­ge Unter­stüt­zung, gemein­sa­me Aktio­nen, Gemein­sam­kei­ten erken­nen, Ver­wo­ben­heit als Stär­ke u.v.m.

Alle bio­gra­fi­schen Erzäh­lun­gen, sei es der Ein­zel­per­so­nen oder die Geschich­ten der Grup­pen, ver­deut­lich­ten, dass Femi­nis­mus nicht im Sin­gu­lar exis­tiert, his­to­ri­sche Ent­ste­hungs­kon­tex­te bis heu­te prä­gend sind und trotz aller Unter­schie­de Gemein­sam­kei­ten vor­han­den sind. Es zeig­te sich jedoch auch, dass die­se Dis­kre­panz weni­ger eine Fra­ge der Gene­ra­tio­nen ist, son­dern unter­schied­li­cher Posi­tio­nen und Sozia­li­sie­run­gen. Ziel des Dia­logs muss es sein unter­ein­an­der Ver­ständ­nis zu zei­gen, Mei­nun­gen sach­lich zu erör­tern, Miss­ver­ständ­nis­se abzu­bau­en und damit Dia­log über­haupt zu ermöglichen.

Zitat aus dem Work­shop „Quer­ver­bin­dun­gen“

Her­aus­for­de­run­gen, die sich aus dem Gene­ra­tio­nen­dia­log erge­ben, sind für eini­ge Teilnehmer*innen an ers­ter Stel­le die gegen­sei­ti­ge Wert­schät­zung. Dar­an anknüp­fend wur­den auch der Aspekt des sich gegen­sei­tig Zuhö­rens und das Ent­ge­gen­brin­gen von Respekt als Her­aus­for­de­run­gen auf­ge­führt. Die Eta­blie­rung einer Streit­kul­tur, das gemein­sa­me an einem Strang zie­hen steht eben­so an wie das Abbau­en von Vor­ur­tei­len oder das Aus­hal­ten von Spannungen.

Die Teilnehmer*innen benann­ten unzäh­li­ge The­men und kon­kre­te Fra­ge­stel­lun­gen an denen sie ger­ne wei­ter­ar­bei­ten wol­len. Öfter wur­den The­men wie Exis­tenz­si­che­rung, Inter­sek­tio­na­li­tät, Frau­en und Behin­de­run­gen, Alli­an­zen, Femi­nis­mus im All­tag oder gesell­schaft­li­che Par­ti­zi­pa­ti­on genannt.

Fazit: Wir set­zen sie fort – femi­nis­ti­sche Gene­ra­tio­nen­dia­lo­ge 2021!

Was sind die größten Chancen und Herausforderungen im Generationendialog?

Zitate von Teilnehmer*innen

Chancen

Auf Erfah­rungs­wer­te zurück­grei­fen /voneinander lernen“
„Akti­ons- und Orga­ni­sa­ti­ons­for­men (wie­der) entdecken“
„bil­det Banden“
„Ver­wo­ben­heit der Kämp­fe = die größ­te Stärke“
„ die Unter­schie­de und unter­schied­li­chen Sicht­wei­sen zu einer gemein­sa­men Kraft zu entwickeln“
„neu­en Mut und Moti­va­ti­on schöpfen“

Herausforderungen

neue, bes­se­re, digi­ta­le, trans­na­tio­na­le, bun­des­wei­te, inter­sek­tio­na­le Vernetzung“
„Streit­kul­tur etablieren“
„sich gegen­sei­tig eine Chan­ce geben! Wir kön­nen alle von­ein­an­der lernen“
„die Fra­ge nach dem „rich­ti­gen“ Femi­nis­mus beant­wor­ten zu wollen“
„sich in ver­schie­de­nen Kämp­fen soli­da­risch unterstützen“
„Dia­log aufrechterhalte“
„Ver­net­zung erken­nen und wei­ter ausbauen“
„ dass die ver­schie­de­nen Gene­ra­tio­nen von­ein­an­der ler­nen kön­nen – ohne Vorurteile“

Filmische Dokumentation der Generationendialoge

Von Ursula Schmidt und Vita Spieß

Auf­takt­po­di­um
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Vor­trag: Dör­the Jung
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Work­shops
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State­ments
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Erfah­run­gen
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This is what a feminist looks like – in Frankfurt

Ein Fotoprojekt des Frauenreferats in Zusammenarbeit mit Katharina Dubno (Fotografin)

Um die Kon­ti­nui­tät und Aktua­li­tät femi­nis­ti­scher The­men und Kämp­fe in Frank­furt auf­zu­zei­gen, initi­iert das Frau­en­re­fe­rat das Foto­pro­jekt „This is what a femi­nist looks like – in Frank­furt“, das in der Zusam­men­ar­beit mit der Foto­gra­fin Katha­ri­na Dub­no umge­setzt wird.

Inspi­riert von den Gene­ra­tio­nen­dia­lo­gen wer­den wir zei­gen: Im Kampf für eine gerech­te und viel­fäl­ti­ge Welt gibt es vie­le Mitstreiter*innen.

Es sind Aktivist*innen, Politiker*innen, Men­schen aus Insti­tu­tio­nen und der gesam­ten Stadt­ge­sell­schaft, die sich in Frank­furt und dar­über hin­aus für Gleich­be­rech­ti­gung, Frauen*rechte, Femi­nis­mus und gegen Sexis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung engagieren.

Jen­seits von Kli­schees prä­sen­tie­ren sich Frankfurter*innen an Plät­zen, die sie in ihren femi­nis­ti­schen Kämp­fen inspi­rie­ren. Sie zei­gen uns, wofür sie streiten.

Mit dem Foto­pro­jekt „This is what a femi­nist looks like – in Frank­furt“ bre­chen wir mit Ste­reo­ty­pen und stel­len gezielt gän­gi­ge Annah­men dar­über, wie Feminist*innen aus­se­hen infrage.

Die Bot­schaft der Bil­der: Feminist*innen sind viel­fäl­tig und ihre Kämp­fe fin­den an vie­len Orten statt. Ob im Pal­men­gar­ten, auf der Stra­ße, am Küchen­tisch oder in Ver­ei­nen und Initiativen.

Neu­gie­rig gewor­den? Die bis­her ent­stan­de­nen Por­traits fin­den sich hier.