Vier Frauen für Stuttgart
Dienstversammlung für Frauen im Präsidium Technik, Logistik und Service der Polizei am 9. April 2019: Mit einem WOW-Effekt haben die Beauftragten für Chancengleichheit Gabriele Kiesler und Brigitte Müller ihre Gäste in Empfang genommen: Deckenhohe Portraits der Vorreiterinnen und Mütter der Emanzipation und des Frauenwahlrechts begrüßten die Teilnehmerrinnen.
Die diesjährige Dienstversammlung der Frauen stand unter dem Motto „SELBST-BEWUSST und WERTSCHÄTZEND kommunizieren“. Bevor wir jedoch genauer auf das Thema der Referentin eingehen, wollen wir der Chronologie folgen.
Nach einer kurzen Einstimmung durch einen Film, der die Geschichte des Frauenwahlrechts sowie der Gleichstellung auf amüsante Art dargestellt hat, begab sich die Truppe im K1 auf eine Zeitreise durch die Jahre. Der Fokus lag vor allem auf der Rolle und den Rechten der Frauen. Neben Informationen, die mit Sicherheit bekannter sind (z.B. die Zustimmung des Mannes, sollte die Frau Arbeit aufnehmen wollen), kamen durchaus auch Themen auf, die wohl stärker verbreitet werden sollten. So beispielsweise, dass Vergewaltigung in der Ehe erst seit 1997 gesetzlich strafbar ist.
Wichtig zu sagen ist jedoch, dass die Veranstaltung keineswegs Kritik an Männern geübt, sondern sich rein auf die Veränderung der Frauenrolle konzentriert hat. Anschließend gab es noch in aller Kürze einige Daten und Fakten zu den Personalzahlen im PTLS Pol, bevor das Wort an Polifant-Geschäftsführerin Michaela Nowraty übergeben wurde.
„Einzigartig sein und einzigartig bleiben“ – so lautet das Leitmotiv der Kindertagesstätte Polifant, die mehr oder weniger aus der Not heraus entstanden ist. Michaela Nowraty weiß noch um die Schwierigkeit, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Also hat sie eine Lösung dafür gesucht und auch gefunden… Nach anfänglichen Schwierigkeiten und einem nahenden Aus, läuft es heute besser denn je: Zu den insgesamt 5 bestehenden Kitas sind schon weitere in Planung oder stehen gar kurz vor der Eröffnung.
Dieser Erfolg lässt sich einerseits auf den unermüdlichen Einsatz von Michaela Nowraty und ihrem Team zurückführen, andererseits auf das Konzept. Hier stehen spielerisches Lernen und vor allem das Kind im Vordergrund. „Die Kinder werden als eigenständige und einzigartige Persönlichkeiten wahrgenommen, wobei sie nicht in starre Gruppen eines bestimmten Alters eingeteilt werden.
Vielmehr sollen sie in verschiedenen Entwicklungs- und Altersstufen miteinander aufwachsen und voneinander lernen. Lernprozesse wie soziales Verhalten, Rücksichtnahme, Verantwortungsgefühl und Verständnis fürs Anderssein werden somit angeregt und verstärkt. Die Kinder können sich ihre Spielpartner nach Interesse und Fähigkeiten suchen“ – so heißt es auf der Website. Ein beeindruckendes Konzept, von dem wir hier nur ein Bruchstück aufgezeigt haben. Wer mehr darüber erfahren möchte, kann sich durch die informationsreiche Polifant-Homepage lesen.
Anschließend richtete Präsident Udo Vogel seine Worte an die Kolleginnen. Nach anerkennender und ehrlicher Begeisterung für Polifant – das im Übrigen nicht nur interessant für die Kolleginnen unter uns sei – geht er weniger auf eine spezielle Rolle, denn vielmehr auf den Wandel in der Gesellschaft ein. „Ich bin kein Fan von der Dienstversammlung für Frauen. Warum? Weil sie überhaupt nötig ist!“ – so Udo Vogel. Er bemängelt den Fehler im System, geht aber gleichzeitig auf die häufig hervorgerufene Gegenwirkung der Frauen-Dienstversammlung ein, die ebenso verständlich ist. Nach wie vor gebe es zu viele Minderheiten und die zweifelsohne korrekten Informationen sollten nicht in dem Kreis bleiben, der sie ohnehin kennt: nämlich die Frauen. All dies sollte breiter kommuniziert werden und wir – die Gesellschaft – sollten endlich zur Einstellung „Gleiches für alle“ kommen. „Infos teilen und Dinge tun, ohne andere zu lassen“ lautet Udo Vogels Credo in Sachen Gleichberechtigung. Deshalb plädiere er auch für eine offene und ehrliche Rückmeldung von allen an alle. Dazu passend macht er nochmals auf das Mitarbeitergespräch aufmerksam und motiviert, dieses wahrzunehmen. Denn gerade zwischen Führung und Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sollte eben genannte Kommunikation stattfinden. Und warum sind Offenheit und Ehrlichkeit in der sich permanent wandelnden Zeit heute wichtiger denn je? Weil wir uns mit genau diesem Wandel auseinandersetzen müssen! Ununterbrochen müsse auf Dinge reagiert werden, woraus Unsicherheit, Komplexität und Ambiguität resultiere. Man müsse den Wandel aktiv gestalten, denn der schlimmste Wandel sei der, den man über sich ergehen lasse. Und dabei dürfe nicht vergessen werden, einen Ausgleich zu suchen. Stabilität und Kontinuität seien in dieser Zeit mindestens genauso wichtig. Mit diesen Schlussworten überlässt Präsident Udo Vogel das Rednerpult dem ÖPR Uli Decker, für den dies die letzte Dienstversammlung sein wird.
Bei ÖPR Uli Decker könnte man fast meinen, er hätte sich mit den Portrait-Damen abgestimmt: Ton in Ton tritt er ans Pult und ist stolz darauf, einer der wenigen Männer zu sein, der eine Einladung erhält. Ihm ist es vor allem wichtig, die Frauen zu ermutigen, für jegliches Gremium zu kandidieren. Er ist der Meinung, es brauche mehr Frauen in den Gremien. Aber: „Man kann den Hund nicht zum Jagen tragen!“ Was Uli Decker damit meint? Es liegt auch an den Frauen. Wenn sich keine Frau aufstellen lässt, kann auch keine Frau gewählt werden. Und bevor er sich für die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit bedankt und sich verabschiedet, macht er noch einmal klar: Wenn wir etwas erreichen wollen, geht das nur gemeinsam!
Gemeinsam also lauschen wir der Helden Methode von Elke Groeger. Elke Groeger – Trainerin, Beraterin, Coach, Therapeutin – stellt sich kurz vor, spricht über ihre Vita und bekundet ihr seit jeher existierendes Interesse für die Psychologie. Und dann sind wir auch schon mitten in unserem Thema: „SELBSTBEWUSST und WERTSCHÄTZEND kommunizieren“. Kommunikation begleitet uns tagtäglich, nahezu in Vollzeit. Elke Groeger weist explizit darauf hin, dass jeder von uns ununterbrochen kommuniziert. Hier haben wir das Gebiet der verbalen Kommunikation offensichtlich längst verlassen. Neben Sprache bilden auch Gestik, Mimik und Körperhaltung Formen der Kommunikation. Wir senden also nicht nur durch ausgesprochene Worte Signale, Kommunikation beginnt häufig schon sehr viel früher. Deshalb ist es wichtig, das Bewusstsein darüber zu schaffen.
Klar, selbstbewusst und wertschätzend kommunizieren sind das A & O für einen respektvollen Umgang miteinander in jeglicher Beziehung. Auf gekonnte Weise und mit interaktiven Übungen vermittelt Elke Groeger den Teilnehmerinnen theoretisches Wissen über Kommunikation im Allgemeinen, wobei sie sich vor allem auf Paul Watzlawick und Marshall B. Rosenberg bezieht.
Elke Groeger motiviert zu klaren Worten, weist gleichzeitig aber auf die Achtsamkeit bei der Wortwahl hin, denn in der Sprache liege die Kraft. Sie schließt mit einem Zitat von Mechthild R. Scheurl, dem wir nichts hinzuzufügen haben: „Du bist, was Du denkst und aussprichst!“
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